Empfehlungen bei besonderem Jod-Bedarf
Jodbedarf bei Hashimoto-Thyreoiditis
Patienten, die an dieser Autoimmunerkrankung leiden, müssen genauestens auf ihre Jodaufnahme achten. Zu viel Jod bei Hashimoto-Thyreoiditis fördert die Schilddrüsenerkrankung. Der völlige Verzicht auf Jod ist aber unnötig.
Meiden Sie verstecktes Jod in Lebensmitteln. Eine jodarme Kost ist für Hashimoto-Kranke nicht leicht einzuhalten.
Wir empfehlen, in der Küche auf Jodsalz zu verzichten. Der Verzehr von Meeresfisch und Sushi sollte eingeschränkt werden. Achten Sie bei verpackten Lebensmitteln darauf, ob Sie Jodsalz enthalten, denn bei diesen Lebensmitteln muss der Einsatz von jodiertem Speisesalz deklariert werden. Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, sollte man nach einem Bäcker Ausschau halten, der Auskunft über den Jodgehalt seiner Produkte gibt. Dies ist insbesondere bei Bio-Bäckern häufig der Fall. Ähnliches gilt für Fleisch und Tierprodukte wie Milch und Eiern. Bio-Bauern verwenden zwar häufig auch Jod für die Tierfütterung, oft aber weniger als in der konventionellen Landwirtschaft. Jodhaltige Medikamente, Algentabletten oder jodhaltige Mineralwasser sollten selbstverständlich auch gemieden werden.
Jodbedarf bei Schilddrüsenüberfunktion
Wer an einer Erkrankung der Schilddrüse leidet, sollte beim Jod grundsätzlich vorsichtig sein. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion sind große Mengen Jod unbedingt zu vermeiden.
Jodhaltige Arzneimittel sollten nicht ohne ärztliche Empfehlung eingenommen werden.
Vor jeder radiologischen Untersuchung mit jodhaltigen Kontrastmitteln steht die Beratung durch den behandelnden Arzt, ob der Einsatz dieser Substanzen wirklich notwendig ist. Empfehlenswert vor einer solchen Untersuchung ist die Bestimmung der Schilddrüsenwerte im Blut. Auch der Kreatininwert sollte bestimmt werden. Er kann eine Funktionsstörung der Nieren anzeigen, die das Kontrastmittel normalerweise zügig ausscheiden.
Jodbedarf bei Schilddrüsenvergrößerung
Bei einer Schilddrüsenvergrößerung liegt in der Regel ein Jodmangel vor: Die Schilddrüse versucht, den Mangel durch Wachstum auszugleichen. Hier ist eine ausreichende Jodzufuhr die wichtigste Therapiemaßnahme. Verwenden Sie Jodsalz im Haushalt und essen Sie mehrmals pro Woche Seefisch.
Schwangere und Stillende brauchen mehr Jod
In der Schwangerschaft ändert sich die Hormonsituation der Mutter. Die Bindungskapazität für Schilddrüsenhormone nimmt zu. Die gesteigerte Sekretion des Thyreoidea-stimulierenden-Hormons (TSH) zieht eine um bis zu 100 Prozent erhöhte Synthesesteigerung der Schilddrüsenhormone nach sich, für die Jod benötigt wird. Ab der 10. bis 12. Schwangerschaftswoche (SSW) beginnt auch die Schilddrüse des Babys zu arbeiten und Hormone zu bilden.
Dazu speichert es Jod, das die Mutter aus dem Jodvorrat ihrer Schilddrüse bereit stellen muss, wodurch ihr täglicher Jodbedarf steigt. Ein Jodmangel der Mutter führt zwingend auch zu einem Jodmangel des Kindes und gefährdet seine körperliche und geistige Reifung.
Werdende Mütter benötigen daher mit Beginn der Schwangerschaft mehr Jod.
Auch nach der Geburt in der Stillphase muss der Säugling zunächst mitversorgt werden. Aufgrund dessen sollten Schwangere 230 µg Jod/Tag, Stillende 260 µg Jod/Tag zu sich nehmen. Empfehlenswert ist die Verwendung von Jodsalz im Haushalt sowie eine ausgewogene Ernährung mit Milch und Milchprodukten sowie anderen, mit Jodsalz hergestellten Lebensmitteln. Ein- bis zweimal pro Woche sollte Seefisch (z. B. Seelachs, Scholle, Schellfisch, Kabeljau) verzehrt werden.
Ergänzend können Jodtabletten mit 100 bis 150 Mikrogramm Jod pro Tag sinnvoll sein. Eine Doppelmedikation durch die zusätzliche Einnahme von jodhaltigen Kombinationspräparaten oder Nahrungsergänzungsmitteln, sollte man jedoch unbedingt vermeiden. Grundsätzlich sollten Jodpräparate nur nach vorheriger Jod-Anamnese eingenommen werden.
Jodbedarf von Säuglingen
Während der Stillzeit benötigt der Säugling etwa 40-80 µg Jod/Tag. Mütter müssen also auch in der Stillzeit auf eine erhöhte Jodzufuhr achten, um den eigenen Stoffwechsel und den ihres Kindes sicherzustellen. Ein Jodmangel führt zu jodarmer Muttermilch und der mütterliche Jodmangel wird an den gestillten Säugling weitergegeben.
Wird der Säugling nicht (mehr) gestillt, sollte eine mit Jod angereicherte Säuglingsmilch gegeben werden. Ab dem 6. Monat wird eine mit Jod angereicherte Beikost, in Form von Getreidebreien oder Fleisch-Kartoffel-Gemüsebreien, empfohlen. Stellt man die Beikost hauptsächlich selbst her ohne Jodzusatz, sollte man die zusätzliche Gabe eines Jodsupplements an den Säugling erwägen.
Jodbedarf bei Einnahme von Kontrazeptiva
Die Einnahme synthetischer Östrogene zur Ovulationshemmung lässt das thyroxinbindende Globulin (TBG) im Serum ansteigen. Dies führt zu einer erhöhten Sekretionsleistung der Schilddrüse und die Schilddrüsenhormone werden vermehrt abgebaut. Dabei wird Jod freigesetzt, das größtenteils ausgeschieden wird.
Frauen, die jahrelang orale Verhütungsmittel (Kontrazeptiva) einnehmen, können daher einen Jodmangel entwickeln. Um dies frühzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können, ist eine regelmäßige Jodanamnese empfehlenswert.
Jodbedarf bei vegetarischer, veganer oder diätetischer Ernährung
Wer wie Vegetarier auf wichtige Jodlieferanten, wie Seefisch, Meerestiere, Fleisch und Wurst verzichtet, hat auch ein größeres Risiko für eine unzureichende Jodversorgung. Für Veganer ist dieses Risiko noch höher, da sie außerdem auch keine Milch und Milchprodukte, Käse oder Eier zu sich nehmen.
Vegetarier, Veganer und Personen, die eine besondere Diät durchführen, sollten daher auf eine ausreichende Jodversorgung achten.
Gleiches gilt auch für Menschen, die aufgrund einer Allergie wie etwa gegen Kuhmilch (Lactoseintoleranz) oder Fisch bestimmte Jodlieferanten meiden müssen. Nach einer Jodanamnese und ärztlicher Abklärung ist hier die Einnahme von Jodpräparaten sinnvoll.
Jodbedarf von Senioren
Zwar gilt Deutschland seit einigen Jahren nicht mehr als Jodmangelgebiet, jedoch ist wegen des früher vorherrschenden, jahrzehntelangen Jodmangels etwa jeder Zweite ab 65 Jahren von einem Kropf oder Knoten in der Schilddrüse betroffen. Der Grund hierfür liegt in funktionellen Autonomien der Schilddrüse, weshalb Senioren empfindlicher auf hohe Jodmengen reagieren. Nehmen sie zu viel Jod auf, entwickeln sie eher eine Überfunktion der Schilddrüse.
Auch eine Schilddrüsenunterfunktion ist bei Senioren eher möglich. Neben den allgemeinen Krankheitssymptomen kommen im hohen Lebensalter noch Depressionen und subjektive Allgemeinbeschwerden hinzu.
Trotz sinkenden Energieverbrauchs bleibt der Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen gleich.
Senioren sollten deshalb auf eine ausgewogene Ernährung achten und eine Jodversorgung, die an ihre persönlichen Bedürfnisse angepasst ist.
Raucher brauchen mehr Jod
Neben den gemeinhin bekannten Risiken wie Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenkrebs, schädigt das Rauchen auch die Schilddrüse. Wer raucht, braucht mehr Jod. Insbesondere dann, wenn bereits eine latente Hypothyreose besteht. Denn das Thiocyanat des Rauches hemmt im Blut den Jodidtransport in die Schilddrüse und erhöht so indirekt den Jodbedarf. Dieser Effekt betrifft auch Passivraucher, jedoch in abgeschwächter Form. Ohne ausreichende Jodzufuhr tragen v. a. rauchende Frauen ein erhöhtes Risiko für eine Schilddrüsenvergrößerung, aus der sich eine Unterfunktion der Schilddrüse entwickeln kann.
Sportler brauchen mehr Jod
Sport kurbelt den Stoffwechsel und den Kalorienumsatz an. Der Körper bildet mehr Muskelmasse und baut mehr Energiespeicher in den Muskeln auf. Damit steigt auch der Bedarf an Schilddrüsenhormonen und an Jod.
Auf den ersten Blick stecken Sportler, vor allem Ausdauersportler, damit in einem Dilemma: Sie müssen mehr trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Andererseits wird über den Urin auch ein Teil des Jods ausgeschwemmt, zusätzlich zum ohnehin starken Schwitzen.
Trotzdem gilt für Sportler: den erhöhten Jod-Bedarf durch kalorienarme Getränke und mit einer abwechslungsreichen Ernährung ausgleichen.
Auf keinen Fall sollten Sportler aus Angst vor einem Jodmangel ihre Trinkmenge einschränken.