Wer Jod-Tabletten einnehmen sollte
Wer seinen Jodbedarf nicht über die Ernährung decken kann, muss seinem Körper zusätzlich Jod zuführen. Jodtabletten eignen sich, um Jodmangelzustände zu beheben.
Die Notwendigkeit zur Prophylaxe eines Jodmangelkropfes besteht besonders bei Personen, in deren Familien bereits zu einem früheren Zeitpunkt eine Struma aufgetreten ist. Man spricht dann von einer positiven Familienanamnese. Liegt ein Jodmangelkropf vor, kommen zur Behandlung Jodtabletten (Jodid), Schilddrüsenhormone (Thyroxin) oder eine Kombination aus beidem infrage.
Auch ohne eine krankhafte Veränderung der Schilddrüse kann die Einnahme von Jodtabletten als Prophylaxe sinnvoll sein.
Reichen Seefisch, Milch und Milchprodukte sowie die Verwendung von Jodsalz nicht aus, um den täglichen Jodbedarf über die Ernährung zu decken, bieten Jodtabletten einen sicheren Weg, ausreichend Jod zu sich zu nehmen.
Vor allem schwangere und stillende Frauen, die einen deutlich höheren Jodbedarf haben und diesen nicht über die normale Ernährung decken können, sollten auf Jod-Tabletten zurückgreifen. Obwohl sich in den letzten Jahren die Jodversorgung allgemein verbessert hat, erreichen schwangere Frauen häufig über die Ernährung nicht die wünschenswerte Zufuhr von 230 µg Jod pro Tag. Ähnliches gilt für stillende Frauen, deren Bedarf mit 260 µg Jod pro Tag noch höher liegt. Auch Veganer sind häufig auf die zusätzliche Einnahme von Jodtabletten angewiesen.
Die empfohlene Jod-Tagesdosis sollte im Bereich von 100 bis 150 µg liegen.
Die genaue Dosis hängt von der individuellen Jodversorgung ab, die in der Jod-Anamnese ermittelt wird. Auch mit einer Analyse der Jodausscheidung im Urin können zusätzliche Informationen über die individuelle Jodversorgung gewonnen werden. Allerdings darf man die Bedeutung der Bestimmung der Jodmenge im Urin nicht überschätzen. Es ist damit keine absolut sichere Messung der Jodversorgung der Patientinnen möglich. Dennoch halten wir die Urinmessung für sinnvoll, da sie zumindest eine Tendenz anzeigt.
Idealerweise sollte eine Jod-Supplementierung schon vor der Schwangerschaft beginnen und bis zum Ende der Stillzeit beibehalten werden.
Kinder, die nicht gestillt werden, erhalten über die angebotene Säuglingsnahrung meist genügend Jod.
Aus unserer Sicht sollten schwangere Frauen eine Jodprophylaxe mit Jodtabletten in jedem Fall durchführen. Einzige Kontraindikation wäre eine manifeste Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). In der Regel werden Patienten mit einer Überfunktion der Schilddrüse nicht schwanger. Zudem kann mit einer Bestimmung der Schilddrüsenwerte eine Hyperthyreose in jeder Phase der Schwangerschaft und der Stillzeit sicher ausgeschlossen werden.
Patientinnen mit Hashimoto-Thyreoiditis raten wir, auch während der Schwangerschaft und Stillzeit eine Jodprophylaxe mit Jodtabletten durchzuführen. Das Wohlergehen des Kindes steht absolut im Vordergrund. Ein Jodmangel kann beim Kind zu irreversiblen Hirnschäden führen. Für die Mutter besteht zwar die theoretische Gefahr, dass sich die Immunreaktion der chronischen Schilddrüsenentzündung durch die zusätzliche Jodaufnahme verstärkt, jedoch ist die Neigung zu Reaktionen der Autoimmunerkrankung in der Schwangerschaft vermindert. Deshalb haben Schwangere von Seiten der Hashimoto-Thyreoiditis in der Regel weniger Beschwerden als vor der Schwangerschaft. Wir betreuen Schwangere mit Hashimoto-Thyreoiditis in unserem Zentrum für Schilddrüsenerkrankungen seit über 25 Jahren und es ist uns kein Fall bekannt, bei dem es durch die Einnahme von Jodtabletten in der Schwangerschaft zu einer Verschlechterung des Krankheitsverlaufes gekommen ist.
Jodtabletten enthalten den Wirkstoff Jodid. Werden Kombinationspräparate eingesetzt, zum Beispiel mit 150–200 µg Jodid und 400µg Folsäure, darf kein zusätzliches Jod eingenommen werden.
Jodmangel-Tabletten nur nach ärztlicher Verordnung
Grundsätzlich sollten Sie Jodtabletten, wie jedes andere Medikament, nicht ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt einnehmen.
Zusätzliches Jod beeinflusst die Schilddrüse und damit sämtliche Stoffwechselprozesse. Überdies kann zu viel Jod die Schilddrüse schädigen.
Vor der Einnahme sollte daher eine mögliche Schilddrüsenüberfunktion, eine Jodallergie und eine Hashimoto-Thyreoiditis ausgeschlossen werden.
Wie alle Medikamente können auch jodhaltige Arzneimittel Nebenwirkungen hervorrufen. Auch Überempfindlichkeitsreaktionen können auftreten, etwa ein sogenannter Jodschnupfen, Fieber oder Akne.
Jod-Tabletten zur Jodblockade
Jodtabletten zur Behebung eines Jodmangels bzw. zur Behandlung einer Schilddrüsenerkrankung sind nicht zu verwechseln mit den Jodtabletten, die zur Jodblockade eingesetzt werden. Letztere sollen nach einem Strahlenunfall in einem Atomkraftwerk verhindern, dass radioaktiv verseuchtes Jod in der Schilddrüse eingelagert wird. Diese Präparate werden von den Behörden an die Bevölkerung verteilt, die in der Nähe des Unfalls leben.
Tabletten gegen Jodmangel enthalten etwa 100 Mikrogramm (µg) je Stück. Jodtabletten zum Strahlenschutz sind dagegen mit rund 100 Milligramm (mg) je Stück um den Faktor 1000 höher dosiert.